Motivation in der Schule? So gelingt der Neustart trotz Frust und Wissenslücken

Autor Dr. Matthias Meyer

„Mein Kind hat komplett dichtgemacht.“ Diesen Satz hören Lerncoaches und Lehrer*innen immer wieder. Besonders in den Klassen 5 bis 10. Plötzlich wird aus einem neugierigen Grundschüler ein Teenager, der scheinbar nur noch das Nötigste tut – wenn überhaupt.

Was ist da passiert?

Der Kreislauf der Demotivation

Viele Jugendliche im DACH-Raum verlieren in der Mittelstufe den Anschluss – und mit ihm die Motivation. Sie haben Lücken, kommen im Unterricht nicht mehr mit, schreiben schlechte Noten. Und ziehen sich zurück.

Es beginnt mit Frust: Trotz Lernen kommt keine gute Note raus. Dann kommt die Scham: Alle anderen scheinen es zu verstehen – nur ich nicht. Und irgendwann macht sich Hilflosigkeit breit: „Wozu überhaupt noch anstrengen?“ Dieser Kreislauf führt zur Vermeidung – und zu noch mehr Lücken.

Was Lernforschung sagt

Die Psychologie kennt viele Gründe für Motivationsprobleme – und auch viele Lösungen. Wichtig ist: Motivation entsteht dort, wo grundlegende Bedürfnisse erfüllt werden:

Schüler*innen wie Lisa oder Ben erleben oft das Gegenteil: Kontrolle statt Mitbestimmung, Kritik statt Anerkennung, Langeweile statt Begeisterung. Kein Wunder, dass sie dichtmachen.

Was Schulen und Eltern tun können

1. Lücken erkennen und gezielt schließen

Digitale Tools wie Bettermarks oder Anton helfen, Lernstände zu diagnostizieren und passende Übungen zu bieten. Statt starren Schulbuchseiten erleben Kinder individualisierte Förderung mit sofortigem Feedback.

2. Fokus auf Fortschritt statt auf Fehler

Ein Growth Mindset hilft: Statt „Ich bin schlecht in Mathe“ lieber „Ich kann es noch nicht“. Lehrkräfte und Eltern sollten Erfolge betonen – selbst wenn sie klein sind.

3. Positive Lernbeziehungen aufbauen

Kinder lernen besser, wenn sie sich sicher und angenommen fühlen. Ein gutes Verhältnis zu Lehrerinnen, Eltern oder Mentorinnen stärkt die Motivation.

4. Lernen erlebbar machen

Weniger Frontalunterricht, mehr Projekte, Experimente, digitale Formate. Wer sieht, warum ein Thema wichtig ist, bleibt leichter dran.

5. Kinder stärken – nicht drücken

Viele Eltern setzen auf Druck. Doch was kurzfristig zu Leistung führt, kann langfristig zerstören. Besser: gemeinsam reflektieren, Ziele setzen, Fortschritte feiern.

Ein Blick in die Praxis

Ben (9) hatte Angst vor dem Vorlesen. Er las stockend, verstand kaum etwas und wurde oft ausgelacht. Die Eltern versuchten alles – nichts half. Erst als sie begannen, ihm kleine Erfolgserlebnisse zu ermöglichen (z. B. Comics, kurze Dialoge, Lesen mit der Oma), kam langsam Freude auf. Heute liest Ben freiwillig – weil er nicht mehr Angst haben muss, Fehler zu machen.

Fazit: Motivation ist lernbar

Niemand ist einfach „faul“. Wenn ein Kind keine Lust mehr auf Schule hat, liegt das fast immer an negativen Erfahrungen, die sich festgesetzt haben. Diese lassen sich aber ändern – mit Geduld, gezielter Förderung und viel positiver Energie.

Das Wichtigste: Glaube an dein Kind – auch wenn es selbst gerade nicht daran glaubt.

Denn: Lernen funktioniert dann am besten, wenn Kopf und Herz dabei sind.